Sage

Sage

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Sa|ge ['za:gə], die; -, -n:
mündlich überlieferter, nicht verbürgter Bericht über eine nicht alltägliche, häufig wunderbare Begebenheit:
die Sage von den Nibelungen.
Syn.: Legende, Märchen, Mythos.

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Sa|ge 〈f. 19
1. 〈Lit.〉 mündl. überlieferte Erzählung histor. od. mytholog. Inhalts
2. Überlieferung, Gerücht
● \Sagen einer Landschaft, eines Volkes; \Sagen aufzeichnen, sammeln, veröffentlichen; wie die \Sage berichtet, erzählt ...; es geht die \Sage, dass ... [<ahd. saga „Rede, Aussage, Erzählung, Gerücht“; → sagen]

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Sa|ge, die; -, -n [mhd. sage, ahd. saga = Rede, Bericht, Erzählung, Gerücht, eigtl. = Gesagtes, zu sagen]:
ursprünglich mündlich überlieferter Bericht über eine im Einzelnen nicht verbürgte, nicht alltägliche, oft wunderbare Begebenheit:
eine alte, griechische S.;
die -n der Völker, der Antike;
die S. überliefert, dass …;
er liest gern Märchen und -n;
Ü das ist nur eine S. (ein Gerücht).

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Sage
 
[althochdeutsch saga »Gesagtes«], seit der Romantik Sammelbegriff für solche Volkserzählungen, die sich vom Märchen durch höheren Wirklichkeitsanspruch und gewöhnlich ein geringeres Maß an dichterischer Formung unterscheiden. Da die Sage Glauben und Wissen vermittelt, ist sie meist lokal oder zeitlich gebunden und nennt oft Gewährsleute. Man unterscheidet drei Großgruppen: die dämonische oder Glaubenssage, die historische oder Wissenssage und die ätiologische oder Erklärungssage. Zur ersten Gruppe gehören die Erzählungen über die Auseinandersetzung des Menschen mit der Welt des Mythologischen (Geister, Zwerge, Riesen, Drachen) oder mit Menschen, die auf der Grenze zum Unheimlichen stehen (Hexen, Zauberer, Wiedergänger, Werwölfe), zur zweiten die Erzählungen um außerordentliche Gestalten oder Ereignisse vergangener Zeiten (Kaiser, Helden, Kriege, Notzeiten) oder um Menschen, die Furcht, Grauen oder Bewunderung erregten (harte Herren, Mörder, edle Räuber), zur dritten die Erzählungen über das Woher der Dinge (Deutung eigenartiger Bildungen der Natur, der Pflanzen- und Tierwelt, von sonderbaren Namen, Bauwerken, Skulpturen). Das Interesse am Außerordentlichen erklärt auch die Entstehung von Wandersagen, die an verschiedenen, oft weit voneinander entfernten Orten zu Lokalsagen werden.
 
Eine andere Einteilung hat die kulturhistorische Sagenforschung mit der Aufdeckung der altersmäßigen Schichtung der Sagen geschaffen. Danach gibt es allgemein-primitive Sagen, die im ethnologischen Material, v. a. in jägerzeitlichen und schamanistischen Vorstellungen, ihre genaue Entsprechung finden (Wildgeistersagen, zweiter Leib, wandernde Seele, Werwolf), mittelmeerisch-antike Sagen (Polyphem, Tod des großen Pan, Schicksalsfrauen), germanisch-heidnische Sagen (Wilde Jagd, Riesenbaumeister), christlich-mittelalterliche Sagen (Teufel und Teufelsbündner, Glockensagen), neuzeitliche und schließlich moderne und gegenwärtige Sagenbildungen. In der Gegenwart entstehen Sagen v. a. im Kulturbereich der Großstädte (»urban legends«) und der Massenmedien; zum Teil werden dabei bis ins Mittelalter zurückzuverfolgende Motive in verfremdeter Form weitertradiert, zum Teil sind auch Neubildungen entstanden. Statt numinoser Orte und Gestalten sind es heute vielfach Objekte moderner Technik oder technologischen Fantasien (z. B. Ufos), die die Sagenbildung anregen. Sammlungen aus jüngster Zeit belegen eine weitgehende Verwischung der Unterschiede zwischen herkömmlicher Sage und Alltagserzählung sowie eine Neigung zur Mythisierung von Elementen der modernen Umwelt (R. W. Brednich).
 
Die Funktion der Erzählung schafft schließlich auch weitere Kategorisierungen: So bewegt sich die Sage in ihrer erzählerischen Ausformung zwischen rein inhaltsbezogenem, wenig gestaltetem Bericht aus der Erinnerung (Memorat) und stilisierender, ausschmückender Erzählung (Fabulat). Von der Sage im engeren Sinn zu unterscheiden sind Komplexe dichterische Formen, die sich sagenhafter und mythologischer Stoffe bedienen, wie etwa Göttersage, Heldenlied und die skandinavischen Sagas.
 
 
F. Ranke: Volkssagenforschung (1935);
 H. Burkhardt: Zur Psychologie der Erlebnis-S. (1951);
 M. Lüthi u. a.: S. u. ihre Deutung (1965);
 W. E. Peuckert: S. Geburt u. Antwort der myth. Welt (1965);
 L. Röhrich: S. (21971);
 L. Röhrich: S. u. Märchen (1976);
 
Probleme der S.-Forschung, hg. v. L. Röhrich (1973);
 H. Fischer: Erzählgut der Gegenwart (1978);
 H. Bausinger: Formen der »Volkspoesie« (21980);
 J. H. Brunvand: The vanishing hitchhiker. American urban legends and their meaning (New York 1981);
 A. Jolles: Einfache Formen (61982);
 L. Petzold: Dämonenfurcht u. Gottvertrauen. Zur Gesch. u. Erforschung unserer Volks-S. (1989);
 
Die Spinne in der Yucca-Palme, hg. v. R. W. Brednich (1990);
 
Die Maus im Jumbo-Jet, hg. v. R. W. Brednich: (1991).
 

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Sa|ge, die; -, -n [mhd. sage, ahd. saga = Rede, Bericht, Erzählung, Gerücht, eigtl. = Gesagtes, zu ↑sagen]: ursprünglich mündlich überlieferter Bericht über eine im Einzelnen nicht verbürgte, nicht alltägliche, oft wunderbare Begebenheit: eine alte, griechische S.; deutsche -n; die -n der Völker, der Antike; die S. überliefert, dass ...; er liest gern Märchen und -n; nach einer alten S. haben auf der Burg Niedeck einst Riesen gewohnt; Ü das ist nur eine S. (ein Gerücht); etw. als fromme S. ansehen (nicht glauben); *es geht die S., ... (es wird allgemein behauptet, ...; nach lat. fama est = es geht das Gerücht): Es ging auch die S., dass er sich eine Uniform mit einem Goldkragen hätte machen lassen (Musil, Mann 999).

Universal-Lexikon. 2012.

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